29.09.2018   back to the roots oder Rückkehr an die alte Wirkungsstätte

Wer durch mein Portfolio klickt findet dort auch ein paar Bergbaubilder. Mein Interesse an der Welt des unterirdischen und verborgenen kommt nicht von ungefähr - eine frühere Arbeitsstation führte mich zu einem Bergbauforschungsprojekt (http://www.mibrag-consulting.de/revitamin/ - ja, auch in solchen Branchen kann man als Geograph arbeiten...). Später  gehörte ich eine Zeit lang zu den Bergführern im 2006 frisch eröffneten Besucherbergwerk Marie Louise Stolln in Berggießhübel (https://marie-louise-stolln.de/). Spätestens dort erwischte mich der Bergbauvirus und seitdem zieht es mich regelmäßig auch mal unter die Erde.

 

Der Marie Louise Stolln ist heute die einzig offizielle Möglichkeit, einen Einblick in die vermutlich weit über 600 Jahre alte Geschichte des Berggießhübeler Eisenerzbergbaus und der darauf basierenden Verhüttung zu erlangen. Der Stollen selbst ist jüngerer Natur, er wurde Anfang des 18. Jahrhunderts angelegt und dokumentiert insbesondere die Zeugnisse der letzten Bergbauperiode, in der man zwischen 1870 und 1892 nochmal intensiv Magnetit (Fe3O4) förderte. Das Besucherbergwerk hat sich mittlerweile zu einer etablierten Adresse in der Region entwickelt und zählt weit über 20.000 Besucher pro Jahr - Zahlen, von denen wir in den Anfangsjahren nicht zu träumen wagten...

 

Ich tigerte zuerst ein wenig durch die Ausstellung im Huthaus vor dem Mundloch des Stollens. Unsere alte Lampenladestation, die zuvor schon etliche Jahre bei der WISMUT im Einsatz war, hat ausgedient und ist nun selbst ein Teil der Ausstellung. Relativ neuer Bestandteil ist eine Ofenplatte mit Darstellung der Heiligen drei Könige, die vermutlich in der Zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in der Gießhütte Bahra aus Berggießhübler Eisenerz gegossen wurde und im Frühjahr 2018 ihren Weg zurück nach Berggießhübel fand.

Dann schloss ich mich einer der Besuchergruppen an - war schon interessant, mal auf der anderen Seite der Führung zu stehen :-), zumal ich bestimmt 3 Jahre hier nicht mehr untertage war. Der Stollen selbst wurde auf den ersten Metern intensiv mit Spritzbeton gegen das brüchige Schiefergestein geschützt. Tiefer im Berg steht er dann weitgehend standsicher im gewachsenen Fels. Als Gruppenletzter waren mir ein paar Schnappschüsse vergönnt, allerdings sparte ich das eigentliche Erzlager aus Zeitgründen diesmal aus. Hier möchte ich nächstes Jahr noch einmal in Ruhe nachfotografieren. Das trifft auch auf einige Details am "Wegesrand" zu, für die Rahmen einer Führung keine Zeit blieb. Was mir auffiel war die fortschreitende Versinterung an den Stößen und der Firste des Stollens, teilweise verbunden mit tiefschwarzen Mangan-Austritten - Grund genug, dafür nochmal wiederzukommen. Bis dahin wünsche ich dem Team des Stollens viel Kraft für die anstehenden Wochen - die Vorweihnachtszeit ist mit zahlreichen Mettenschichten erfahrungsgemäß der Besucherhöhepunkt und damit auch Arbeitsschwerpunkt im Jahr.


26.09.2018     Farbexplosion im Elbsandstein

 

"Der Gamrig ist ein 253 Meter hoher Berg in der Vorderen Sächsischen Schweiz östlich von Rathen. Aufgrund seiner freistehenden Lage oberhalb des Ortes bietet er eine weitreichende Aussicht über das Elbsandsteingebirge, vor allem über das Elbtal und die Ebenheiten."

 

So nüchtern schreibt wikipedia über einen der kleinsten Berge im Elbsandstein. Für mich ist er hingegen einer der praktischsten - aufgrund des benachbarten Parkplatzes eignet sich der Gamrig für einen gut zu erreichenden Spaziergang selbst nach dem späten Feierabend. Und in einem hat wiki ha Recht: die Aussicht ist wunderschön, selten, dass die Sächsische Schweiz einem so umfassend zu Füßen liegt. Nach einem verregneten und verstürmten Wochenende begann die letzte Septemberwoche recht angenehm. Die Sonne zeigte sich wieder, so lag ein Gang auf den Gamrig nahe, um nach Feierabend etwas abzuschalten und Natur zu tanken. Aufgrund der am Nachmittag aufziehenden Schleierwolken waren meine Erwartungen recht niedrig angesetzt: ein Schnappschuss vom Sonnenuntergang und ein paar Fotos zur blauen Stunde sollten es werden, mehr auch nicht. Auf dem Gamrig angekommen zeigte sich wider erwarten jedoch eine gute Fernsicht, in Richtung Osten war die Landschaft in ein angenehm weiches Licht getaucht und mit dem Sonnenuntergang färbten sich die Felsen zart orange.

Blick ins Böhmische über Waltersdorf bis zum Rosenberg
Blick ins Böhmische über Waltersdorf bis zum Rosenberg
angestrahlter Sandstein
angestrahlter Sandstein

Der Sonnenuntergang selbst begann wegen der leichten Wolken recht unspektakulär, doch schon bald zeigte sich: da geht noch was. In Blickrichtung Osten holte die Sonne alles heraus und zauberte ein schönes Abendrot über die Tafelberge. Und dann setzte über dem Elbtal eine Farbexplosion ein, wie ich sie selten erlebt hatte. Die Wolken erstrahlten in orange, rot, blau...Momente zum Staunen, Genießen und inne halten...und bisschen geknipst habe ich trotzdem...

Sonnenuntergang im Westen...
Sonnenuntergang im Westen...
...und Abendrot im Osten
...und Abendrot im Osten
Was für eine Farbexplosion!
Was für eine Farbexplosion!
Afterburn im Elbtal
Afterburn im Elbtal
Der Himmel glühlte ewig nach
Der Himmel glühlte ewig nach
Blick zur einsamen Basteiaussicht - die ja nun nicht mehr betreten werden darf...
Blick zur einsamen Basteiaussicht - die ja nun nicht mehr betreten werden darf...
ein letzter Blick zur Festung Königstein - dann war Feierabend...
ein letzter Blick zur Festung Königstein - dann war Feierabend...

15.09.2018     Spätsommerwanderung am Rande der Sächsischen Schweiz

Das Wetter versprach Trockenheit, 20 Grad und der Gebirgsverein Berggießhübel hatte zu einer Wanderung am Rand der Sächsischen Schweiz eingeladen. Und da die Route noch ein weißer Fleck auf meiner privaten Wanderkarte war, versprach dies ein interessanter Tag zu werden. Start war in Lohmen und dann ging es über die alte Hohburkersdorfer Straße in Richtung Hohburkersdorf. Im Wald des alten Staatsforsreviers stimmte die Laubfärbung schon langsam auf den Herbst ein. Die anschließenden Felder waren tüchtig ausgeräumt und Richtung Norden tauchte die Burg Stolpen als markante Landmarke auf. Hohburkersdorf selbst ist bis heute ein typisches Bauerndorf geblieben, einige nette alte Bauernhöfe säumten die alte Dorfstraße. Dann ging es hinauf zum Hohburkersdorfer Rundblick, dessen gerühmter Rundblick aber diesmal im spätsommerlichen Dunst die letzte Fernsicht vermissen ließ.  Zur Wandereinkehr lockte der "Lindengarten" in Rathewalde - Feldsteinpfanne mit frischem Knoblauch und ein Bierchen dazu...so ging es frisch gestärkt am Kirchlein vorbei auf dem Malerweg wieder zurück nach Lohmen. Letzter Fotostop am Denkmal für den sächsischen Bauernaufstand von 1790 - und dann war es ein weißer Fleck weniger auf der privaten Wanderkarte.


09.09.2018     Es ist wieder Denkmaltag   

Nach dem Ausflug zum Pfaffenstein wartete zu Hause ein nettes Frühstück - und danach lockten schon die nächsten Ziele. Im Rahmen der Generationengerechtigkeit verbrachten die Kinder den Tag bei den Großeltern, so dass meine Frau und ich uns in Ruhe ein paar geöffneten Zielen beim Denkmaltag widmen konnten. Dieses Jahr zog es uns in den Norden von Dresden. In Seifersdorf und Wachau befinden sich zwei Schlossanlagen, deren Ursprünge auf alte mittelalterliche Wasserburgen zurückgehen (die Wassergräben sind in beiden Anlagen auch noch vorhanden).

 

In Wachau entstand im 18. Jahrhundert ein imposanter ländlicher Barockbau, welcher zu DDR-Zeiten Wohnungen, einen Kinderhort, eine Arztpraxis und zwei Verkaufsstellen beherbergte. Die Entwicklung nach der Wende verlief eher unbefriedigend, mehrere Bemühungen zur Privatisierung und Komplettsanierung des Schlosses scheiterten bislang. Und so zeigen sich die weitgehend leeren Räumen in einer Mischung aus Verfall und Teilsanierung. Der Festsaal verfügt noch über eine reiche Ausstattung mit Marmorkaminen, Stukkaturen, Spiegeln, Wandbemalungen und Reliefs. Aktuell befanden sich im Schloss Kunstinstallationen von Andreas Hetfeld.

 

Seifersdorf gelangte 1747 in den Besitz von Hans Moritz von Brühl, Sohn des sächsischen Premierministers Heinrich Graf von Brühl. Moritz' Frau Christina von Brühl ließ ab 1781 unweit des Schlosses den bekannten Landschaftsgarten im Seifersdorfer Tal anlegen. Seine heutige Gestalt erhielt das Schloss nach einem Umbau 1818-23 nach Plänen des bekannten Architekten Karl Friedrich Schinkel. Heute wird der Bau von verschiedenen Vereinen genutzt.


09.09.2018     Sonntagmorgen im Elbsandstein

Die erste Septemberwoche war terminlich recht vollgepackt, an einen kurzen morgendlichen Fotoausflug war nicht zu denken. Und das war richtig schade, da im Elbsandsteingebirge wieder das klassische spätsommerliche Nebelwetter auftrat. Bei flickr posteten andere Fotografen wunderschöne Bilder (https://flic.kr/p/2885xkq, https://flic.kr/p/29DehZv, https://flic.kr/p/2aV8R8H), die meinen Drang nach einer Sonnenaufgangstour noch verstärkten. Erst am Sonntag konnte ich mir das jedoch einrichten: 4:45 aufstehen, fixe Fahrt nach Pfaffendorf und im flotten Schritt über das Nadelöhr nach oben (meine Lunge lief etwa 5 Meter hinter mir - man wird halt auch nicht jünger). Egal, kurz nach halb sechs war ich oben (wieder erwarten auch allein) und suchte mir eine schöne Aussicht an der sogenannten Albrechtsburg mit Blick nach Osten. Leider blieb der Elbnebel an diesem Morgen aus, trotzdem war es sehr entspannend bei einer Tasse heißen Tee und ein paar Keksen den aufziehenden Tag zu beobachten. Ab und an habe ich dabei auch auf den Auslöser gedrückt...

langsam zieht der neue Tag herauf
langsam zieht der neue Tag herauf
tief im Osten erwacht der Tag
tief im Osten erwacht der Tag
und dann war sie da - die große Lebensspenderin
und dann war sie da - die große Lebensspenderin

 

Wenn man einmal auf dem Pfaffenstein ist, dann darf natürlich ein Abstecher zur Barbarine nicht fehlen. Die über 40 Meter hohe freistehende Felsnadel ist eines der Wahrzeichen der Sächsischen Schweiz und für mich eine der faszinierendsten Verwitterungsformen im Elbsandstein. Auch hier war ich am Sonntagmorgen völlig allein, die Sonne hatte sich schon hinter eine Wolkendecke verkrochen, was dem Fotovergnügen aber keinen Abbruch tat. Auf dem Weg zurück zum Auto (die Familie wartete mit dem Frühstück) nahm ich mir vor, den zahlreichen kleinen Wegen auf dem Pfaffenstein bei Gelegenheit auch noch mal einen Besuch abzustatten. Mal sehen, ob der Herbst dafür einen Termin bietet...

Eine Felsnadel mit 42,7 Meter Höhe - die muss man auch mal hochkant einstellen
Eine Felsnadel mit 42,7 Meter Höhe - die muss man auch mal hochkant einstellen
Morgenstimmung am Jungfernstein (alter Name der Barbarine)
Morgenstimmung am Jungfernstein (alter Name der Barbarine)
Durchblick nach Osten
Durchblick nach Osten
nette Wege auf dem Pfaffenstein
nette Wege auf dem Pfaffenstein